weinGeschichte Ungarn

Willkommen zur Weingeschichte Ungarn - dem Land mit einer der längsten und vielseitigsten Weintraditionen!

Die Weingeschichte Ungarn | Der Wein als Kulturpflanze kann auf eine beinahe 8000 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Die Wissenschaft verortet die Ursprünge des Weinanbaus im antiken Mesopotamien, dort auf dem Gebiet des heutigen Iran wurde die bislang älteste bekannte Kelteranlage entdeckt, die nach wissenschaftlichen Schätzungen ein Alter von 7000 – 7400 Jahren aufweist.

Auch der älteste Fund Ungarns, nämlich Kerne des Weinrebengewächses Vitis sylvestris, das bei Tiszapolgár gefunden wurde, wird auf ein eindrucksvolles Alter von 5300 Jahren geschätzt!

Nach eurasischen und später keltischen Einflüssen ist es wohl insbesondere den weiterentwickelten Kelter- und Lagertechniken der griechischen Hochkultur zu verdanken, dass schon vor über 3000 Jahren die damals in der antiken Welt geschätzte Edle Weinrebe Vitis vinifera auf dem Gebiet des heutigen Ungarn angebaut wurde. Ein Traubenkern-Fund stammt aus der Zeit von 1300 v. Chr. und wurde in Sopron gefunden.

Wie so viele Kulturtechniken übernahmen einige Jahrhunderte später die Römer auch die Wissenschaft vom Weinanbau von ihren griechischen Nachbarn, entwickelten diese weiter und trugen sie in alle Herren Länder des wachsenden römischen Imperiums.
Wohl kein anderes Getränk, kaum eine andere Kulturpflanze wird in den kulturellen Überlieferungen so vieler Kulturen so prominent hervorgehoben wie der Wein. Mit Dyonisos und Bacchus hatten die antiken Griechen und Römer sogar eigene Götter, die der verführerischen Traube nahe standen. Kein Wunder also, dass der Wein als Getränk höchster Genüsse überall in Ost und West, wo Weinreben klimatisch gedeihen konnten, seinen Siegeszug antrat.

Wein war sowohl in der Antike, als auch im Mittelalter und darüber hinaus das prestigeträchtigste Getränk, sogar für die Gesundheit förderlich.

Der Siegeszug des ungarischen Weins:

Als es nach der Zerschlagung des Römischen Reiches in vielerlei Regionen, aber auch Bereichen des öffentlichen Lebens, zu einem Rückschritt der Zivilisationstechniken kam, waren es im Zuge der Völkerwanderung zum einen Weinbauern aus anderen (auch deutschen Ländern), die neue Impulse für die Weinkultur brachten. Der Überlieferung nach soll schon Karl der Große den „Awarenwein“ aus ungarischen Regionen geschätzt haben. Im Mittelalter waren Weine aus Ödenburg (Sopron) und Eger bekannt und beliebt.
Im Zuge der Christianisierung und der Gründung geistlicher Anlagen und Weingüter, erlebte der ungarische Wein eine neue Renaissance.

Ungarn, weist durch seine Binnenlage und der abschirmenden Wirkung der Gebirge ein relativ trockenes Kontinentalklima auf und bietet somit gute Voraussetzungen zum Anbau aromatischer weißer und einiger roter Rebsorten.

Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die Weinherstellung Ungarns durch den Siegeszug des Tokaj, der nach den gesüßten Weinen der Antike als der erste große Süßwein der Neuzeit gilt und dessen Kultivierung auf das 13. – 15. Jahrhundert datiert wird. Gewonnen wird er aus der weißen Rebsorte Furmint, eine vermutlich tatsächlich autochtonische , also einheimische Rebsorte, was eine seiner großen Besonderheiten ausmacht.

Zu Weltruhm gelangte er spätestens im 18. Jahrhundert als er sowohl am Hof Ludwig XIV. als auch am russischen Zarenhof eingeführt und als „König der Weine und Wein der Könige“ (ungarisch Borok királya, királyok bora) bezeichnet wurde. In diesem Zusammenhang darf ein anderer Rekord Erwähnung finden, denn 1737 wurden die Grenzen des Weinanbaugebietes Tokaj genau festgelegt, somit war es das erste begrenzte Weinbaugebiet der Welt.

Ungarns Weltruf – nicht nur durch den Tokajer begründet – reichte bis ins 20. Jahrhundert.

Wie Phönix aus der Asche – Die Geschichte des ungarischen Weines vom 20. Jahrhundert bis heute!

Im ausgehenden 19. sowie noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt Ungarn als das größte südosteuropäische Weinland; man genoß Weltruf. Die Wirren des ersten Weltkrieges, sowie der Untergang der KuK Monarchie hatten zwar erstaunlicherweise keinen gravierenden Einfluss auf die Weinanbaukultur an sich, jedoch verlor Ungarn im Rahmen der Nachkriegsverträge und der Reparationszahlungen 63 % seines Staatsgebietes und somit ebenfalls viele Nutzflächen.

Der entscheidende Einschnitt für die Qualität des ungarischen Weines vollzog sich jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg, als das Land ab 1948 dem sowjetischen Kommunismus unterworfen wurde. Sämtliche alt-ehrwürdigen Winzer-Familien wurden im Zuge der Planwirtschaft größtenteils enteignet und ihre Weingüter unter staatliche Kontrolle gestellt. Pro Familie durften nur noch maximal 2 Hektaren bewirtschaftet werden. Ab 1949 wurde gar die „Rebenmonographie“ eingeführt, welche die jahrhundertealten Anbautraditionen vertrieb.
Konsequenz war fortan eine billige Massenproduktion, hauptsächlich für die sozialistischen „Bruderstaaten“.
Nur vereinzelt konnte der legendäre Tokajer in altbewährter Qualität gekeltert werden, wohingegen der Gesamtruf des ungarischen Weins niederging.

Das änderte sich langsam erst nach der Wende ab 1990. Zunächst gründete sich der Weinbauverband neu, liberale Weingesetze sorgten für einen großen Aufschwung, viele private Keltereien und Weingüter entstanden neu oder griffen die alten Traditionen wieder auf. Das war mitunter nicht einfach, mussten doch die traditionsreichen Weinbauern oftmals ihre vormaligen Weingüter unter erheblichen Aufwendungen zurückkaufen. Die Öffnung der Grenzen sorgte dafür, dass ungarische Winzer in den Westen gehen konnten, um dort neue Kenntnisse zu erwerben. Viel neues Wissen, wie z. B. natürliche und biologische Anbaumethoden, brachten sie so ins Land. Damit einhergehend kamen auch internationale Investoren, Weinbauern aus Frankreich, Italien und Deutschland nach Ungarn, die die Weinwirtschaft weiter ankurbelten und zudem ihr Wissen mitbrachten.

Durch diese Entwicklungen und dank einer neuen Generation von mutigen Winzern, die es geschickt vermögen, die jahrhundertealten Traditionen mit modernen Technologien und innovativen Anbaumethoden zu verknüpfen, gelang Ungarn, die seit jeher ein Volk von Weinliebhabern waren, ihre Weine wieder zu höchstem, internationalen Ansehen zu bringen.

Inzwischen hat der Weinbau auch eine hohe Bedeutung für den Tourismus erlangt, vor allem entlang der Weinstraße Villány-Siklós mit ihren renommierten Spitzenweingütern.

Auch EU-Förderungen stellten sich in den späten 2000er Jahren ein und seit 2009 werden auch die Regelungen der geschützten Weinanbau-Regionen konsequent umgesetzt, so wie es 1737 mit der Tokaj Region begann.

Bleibt mit leuchtenden Augen abschliessend zu sagen, dass heutzutage auf den großen weltweiten Weinmessen so manche Medaille an Weine aus Tokaj oder Somló vergeben werden, sich aber auch immer mehr Weine aus anderen Regionen, wie z. B. Villány, internationaler Beliebtheit erfreuen.

Lernen Sie die Weingüter Ungarns kennen: